Unterwegs mit Marco Vanek von Planet Reisen – Reiseclub für Grün-Bewegte beginnt eine Entdeckungswoche in Serbien am Flughafen Wien beim – wie sinnbildlich – Zugang Ost. Gereist wird terrestrisch mit dem FlixBus nach Belgrad. Bilder durch Anklicken vergrößerbar. Zuerst erkunden wir die Spuren der städtischen Moderne und des Brutalismus, der das schon vor dem zweiten […]
Bogdan Bogdanovics Spuren seit 100 Jahren
Seit Jahren plane ich eine Reise zu den Bauten, Denkmäler und Nekropolen, die Bogdan Bogdanovic in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens erdachte und ausführte. Der Virus brachte mich dazu, just im Jahr seines 100. Geburtstages unterwegs zu sein.
Bogdanovic, 1922 im Königreich Serbien geboren, kämpfte als Partisan im Zweiten Weltkrieg, studierte Architektur und arbeitete zunächst als Assistent am Lehrstuhl für Urbanistik der Universität Belgrad. 1951 gewann er einen Wettbewerb zur Errichtung eines Denkmals auf dem sephardischen Friedhof in Belgrad und schuf damit die erste von insgesamt rund 20 Gedenkstätten, die er bis in die 1980er Jahr realisierte. Sein Schaffen war – wiewohl selbst ungläubig – geprägt von Metaphysik und Surrealismus („Ich kann also sagen, dass ich durch meine Beschäftigung mit der jüdischen Esoterik anfing, vieles zu sehen, das später meine ganze Arbeit und, wenn Sie so wollen, auch mein Leben stark beeinflusst hat.“[2]).
Mit seinem Stil stand er im Widerspruch zum auch in Jugoslawien bis in die 1960er-Jahre vorherrschenden Sozialistischen Realismus, wurde aber von der Partei- und Staatsführung um Josip Broz Tito, auch um den eigenständigen Weg des Landes im Gegensatz zur Sowjetunion zu unterstreichen, immer wieder unterstützt. Von 1982 bis 1986 war Bogdanovic Bürgermeister von Belgrad, 1987 begann sein „Rückzug in die Dissidenz“. In einem 60-seitigen Brief warf er Slobodan Milosevic und seiner Partei „großserbische Kriegshetze“ vor und gründete die demokratische Oppositionsgruppe „Belgrader Kreis“ mit.
Sein Schaffen begann mit dem Krieg, war eine ständige Auseinandersetzung mit vor allem den Opfern des Krieges und endete mit dem Krieg: Nach dem Ausbruch der Jugoslawienkrieges Anfang der 1990er-Jahre, und auf Grund seiner regimekritischen Äußerungen zunehmend Anfeindungen ausgesetzt, ging er 1993 zusammen mit seiner Frau Ksenija ins Exil. Auf Einladung von Milo Dor, eines Jugendfreundes von Bogdan Bogdanović, kamen sie schließlich nach Wien, wo in den folgenden Jahren mehrere seiner Bücher in deutscher Sprache erschienen und Friedrich Achleitner sein Werk publizierte und würdigte.
Im Juni 2010 erlag er in einem Wiener Spital den Folgen eines Herzinfarktes.
Bogdan Bogdanovic zum Nachlesen
Quellen und Infos zu Bogdanovic