Vom Waldviertler Heidenreichstein zehn Kilometer nach Nordosten und man ist bei der Ortstafel Gastern – erste Reaktion als Garstner: die haben sich verschrieben. Ein Stück weiter in der Ortsmitte ein Gedenkstein mit dem Berthold von Garsten. Was hat der hier verloren?

Also: Berthold reiste als erster Abt von Garsten bei Steyr um 1130 zu Verwandten in das Waldviertel, zu den Edlen von Raabs. Das wird allgemein als Anlass für spätere Schenkungen gesehen: 1150 gab Graf Konrad von Raabs Waldland von seiner Grafschaft an das Kloster Garsten und 1160 machte der Sohn (auch) Konrad wieder eine Waldschenkung für eine Siedlung von 30 Hufen und einen Meierhof. Diese Ansiedlung wird 1177 urkundlich „ad Garstenses“ = zu den Garstnern gehörend (heute:Gastern) genannt.

Pragmatisch wie die Mönche waren, gaben sie dies einem adeligen Geschlecht, den Herren von Gerstnaren, zur Bewirtschaftung.

Nicht umsonst, vor allem nicht für die dort lebenden Bauern. Wir kennen aus dem 15. Jahrhundert die verfassten „Rechte zu Gastern …“ und aus 1548 ein „Dienst- und Burgrechtbuch“ des Dorfes. Es beschreibt, dass damals 26 Häuser mit 8 Pfund, 6 Schilling und 10 Pfennig dem Stift Garsten dienstbar waren. Ich kann das nicht sinnvoll in heutige Werte umrechnen, aber es kann davon ausgegangen werden, dass es ein schweres Joch für die Bevölkerung war.

Dieser „Vermerkh das eehaft Taiding vnd dye Rechtt so des Gotzhaußes Garden. Vnterthanen zvm Gastnern Jarlychen gehaltten vnd verlösen wyertt. 1548 jahre ausgetzogen aus dem Rechtten vorgemellder  Freiheitten“ musste den Bewohner jährlich vorgelesen werden. Es waren Abgaben, Strafen, Bußgelder, Leistungen zur Verpflegung der Obrigkeit, Grenzfragen oder Gerichtswesen kodifiziert.

Da sich Gastern vom Kloster aus nur schwer bewirtschaften ließ und anscheinend den Mönchen mehr Schaden als Nutzen entstand, verkaufte Abt Ambros von Garsten im Jahre 1722 das Dorf samt Bevölkerung. Karl Josef Franz Anton Graf von Lamberg Sprinzenstein erwarb es um 2000 Gulden. Auf der Karte sieht man Gastern 50 Jahre nach dem Verkauf – kartographiert bei der Josephinischen Landesaufnahme.

Wiederum 300 Jahre später feierte die dann schon Marktgemeinde Gastern „800 Jahre“.

Es wurden aus diesem Anlass Gedenktafel und -stein „Berthold von Garsten“ enthüllt.

So kam der Abt aus der Steyrer Gegend ein zweites Mal insWaldviertel.


Quellen: Ortschronik Gastern – Rauscher H. Ein Gasterner Dienstbuch aus 1548. in: Das Waldviertel 1 / 2 1956. – Biedermann S. Abt Berthold, der Heilige des Klosters Garsten und seine Wege in das n. ö. Waldviertel. in: Das Waldviertel 7 / 8 / 9 1970.

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