Die Zeitschrift WISO veröffentlicht Beiträge zur Transformation der Automobilindustrie.
Zukunft der Automobilindustrie
Vor fast vierzig Jahren demonstrierte ich gegen Panzerlieferungen der damaligen Steyr-Werke nach Chile, wir wurden beschimpft, diskutierten mit Management und Betriebsräten, organisierten Vorlesungen mit Konversionsforschern (der heutige österreichische Bundespräsident war einer davon) und warben bei kommunalen Auftraggebern dafür, Steyr-Busse anstatt Konkurrenzprodukte zu beschaffen. Alle wussten, dass diese Geschäfte unmoralisch sind und für ein neutrales Land auf ökonomisch wackeligen Beinen stehen. Umrüstung, Konversion war das diskutierte Thema.
Ich weiß, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich, aber der zum Heute am Standort Steyr drängt sich auf.
Allen ist klar, dass Verbrennungsmotoren, von denen die oberösterreichische Auto(zuliefer)industrie lebt, ihrem Ende zugehen – nicht sofort aber bald. Wegen des Klimawandels notwendigerweise.
Der deutsche Limousinen-Hersteller mit Werk in Steyr baut zu Hause die Elektromobilität aus und konzentriert die BMW-Kompetenz für Verbrennungsmotoren in Oberösterreich. Dass das bei Management und Betriebsrat als Erfolg gefeiert wird, stellt sich hoffentlich nicht zu früh als Pyrrhussieg heraus.
Und dass MAN den Steyrer Standort schließen und Kapazitäten verlagern wollte, ist – egal wie sich die Übernahmen durch den Industriellen S. Wolf mittelfristig ausgeht – auch ein klares Symptom für den Niedergang bisheriger Mobilitätsproduktion. Solange es noch geht, wird zwar zugesperrt, zusammengelegt, die Technik noch genutzt und der Ertrag maximiert. Eine Strategie, die man in der Öl- und Gas(zuliefer)industrie weltweit seit einiger Zeit gut beobachten kann.
Es macht wenig Sinn an bald Überkommenem zu lange festzuhalten und für gestrige Strukturen und Technologien nach Verstaatlichung zu rufen. Aber es braucht hier den Staat, die gemeinsame Verantwortung – wie immer, wenn der Markt holpert, versagt und Menschen dafür zahlen. Es braucht jetzt gute alte Industriepolitik:
(1) Standortmarketing und Ansiedelungsförderung, die auf die hohe Qualifikation der hiesigen Arbeitnehmer/innen setzt (nur damit besteht eine Chance unser Lohn- und Wohlstandsniveau zu halten).
(2) Sicherung und Weiterentwicklung der Ausbildungsmöglichkeiten.
(3) Forschungsförderung und Modellprojekte rund um climate-friendly-mobility
(4) Finanzierung der sozialen Sicherheit für die vom Wandel betroffen Menschen in Kombination mit Verhandlungen mit den jetzigen Standortbetreibern (Sozialpläne). Und dies mindestens so großzügig wie die Programme für Unternehmen, die richtigerweise durch die Corona Krise getragen werden.
Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts hieß das „Umrüstung“, heute ist „Transformation in eine green economy“ gefragt.
Dass das alles nichts neues in alten österreichischen Industrieorten wie Steyr ist, versuche ich in einem kurzen Essay zu zeigen.
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