In der Steyrer Schaftgasse findet sich das Schulungs- und Ausbildungszentrum des BFI OÖ, geleitet vom früheren Feuerwehrkommandanten von St. Ulrich, Ing. Max Bürstmayr. Warum das denkwürdig ist?

Nun, es scheint eine Feuerwehrgegend zu sein: Wenn man in einer Pause im angrenzenden Eysnfeld spaziert, findet sich gleich neben dem BFI am Haus Werndlgasse 22 eine Erinnerungstafel, die an die „Übung der freiwilligen Waffenfabriks-Feuerwehr bei Allerhöchster Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef I. am 23. August 1880“ erinnert.

Und das kam so: Der Kaiser weilte anlässlich der Feierlichkeiten „900 Jahre Steyr“ in der Eisenstadt. Seine Majestät besuchte unter anderem die Waffenfabrik, die Schwimmschule und Werndls Fischzucht, die Gewerbeausstellung in der Bürgerschule aber auch ein neugebautes Arbeiterwohnhaus in der Werndlgasse.

„Auf dem Weg hierher hatte der Kaiser die in Parade aufgestellte Fabriksfeuerwehr gesehen; worauf letztere unter den Augen des Kaisers eine Feuerprobe hielten, welche vorzüglich gelang. In 31/2 Minuten nach Beginn der Übung verfügte der Steiger auf dem Dach schon über einen kräftigen Wasserstrahl. Der Kaiser war hievon so befriedigt, dass er einige Schritte vom Wege die Wiese hinab ging, um dem Kommandanten (Schönauer) seine Anerkennung auszusprechen,“ berichtete das Festblatt, eine Extraausgabe der Steyrer Zeitung.

Vier Jahre später, so erzählt im Bericht der Freiwilligen Feuerwehr der Waffenfabrik in Steyr über das 40-jährige Wirken (1870 – 1910), wird am 24. August 1884 im Rahmen der „Elektrischen Landes-, Industrie- und Forstausstellung“ die Tafel im Rahmen des Feuerwehrfestes am Festplatz im Eysnfeld enthüllt, wo sie heute noch zu sehen ist. Das ist übrigens jene Ausstellung, bei der Straßen und Gassen elektrisch beleuchtet wurden – und sich die Stadt Steyr seither als die „erste europäische Stadt mit elektrischer Straßenbeleuchtung“ rühmt.

Bei einer einige Tage in Steyr zuvor stattfindenden Audienz des Kaisers berichtete der Feuerwehrkommandant Schönauer von der geplanten Erinnerungstafel, was seine Majestät „beifällig zur Kenntnis nahm“ und „Allerhöchst derselbe geruhte … sich an die im Jahre 1880 in seiner Anwesenheit abgehaltene Übung gnädigst zu erinnern.“[i]

1895 dann kam die Tafel erneut zu Ehren. Beim Festkonzert zum 25. Gründungsfest der Waffenfabriksfeuerwehr überreichten die Kameraden dem Kommandanten im Casino Steyr einen Silberbecher, der mit einem exakten Abbild der Tafel am Hause Werndlgasse 22 verziert war. Dies weiß der Steyr Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1896.


[i] Bericht der Freiwilligen Feuerwehr der Waffenfabrik in Steyr über das vierzigjährige Wirken (1870 – 1910). Steyr 1910,  S. 35 ff.

Kommentare für “Denkwürdiges #20 – Allerhöchst derselbe geruhte sich an eine Feuerwehrübung gnädigst zu erinnern

  • Meinem Vater Peter Karan, selbst Feuetwehrmann bei der Werksfeuerwehr in den Steyr Werken , wurde die Wohnung im EG nach der Geburt seiner 6. Tochter(bin ich) in der Werndlgasse 22 zugesprochen. Ich habe dort bis zum 19. Lebensjahr gewohnt. Die Räume waren sehr hoch uns schwer beheizbar. Wir hatten heftige Hochwasser, die Wände waren feucht und ungesund. Trotzdem eine Kindheit in der freien Natur und an der Enns und Steyr. Wir hatten den Vorzug schon ein engl. Klo in der Wohnung zu besitzen. Die anderen Häuser hatten solche im Stiegenhaus. Es gab einen grossen Zusammenhalt, wir waren arme Arbeiterkinder, was wir Kinder nicht so wahrgenommen haben. Ich gehe noch öfter hin und schwelge in Erinnerungen. Danke für Ihren Beitrag!

    • Christoph Jungwirth :

      Liebe Frau Stropek, herzlichen Dank für Ihre beeindruckende Erinnerung!
      Sollten Sie zufällig Fotos „von früher“ haben, könnte ich diese hier veröffentlichen, wenn Sue das wollen

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert