Die Tage und Wochen zum Jahreswechsel, auch unsere Weihnachtsfeier, sind Zeiten und Gelegenheiten des Bilanzierens, der gemeinsamen Rückschau und des Innehaltens. Ich finde, es ist eine gute Tradition, an die ich gerne anknüpfe.

Nun 2023: Auch wenn ich manchmal den Eindruck hatte, dass die Welt zwischen Klimakatastrophe, Toten im Mittelmeer und alten sowie neuen Kriegen aus den Angeln zu fallen scheint, für uns in der BBRZ Gruppe sind es zwölf Monate, in denen nach fast drei Jahren des Ausnahmezustands wieder Normalbetrieb zu spüren war.

Das hieß auch, dass wir die Veränderungen, die uns die Pandemie überfallsartig und letztlich zwangsweise brachte – E-Learning, Distanzbetreuung, Digitalisierung und vielfältige Formen des neuen Arbeitens in Videokonferenzen und Homeoffice – auf ihre Tauglichkeit überprüfen konnten.

Einiges haben wir über Bord geworfen, vieles weiterentwickelt und auf unsere hemdsärmelig, innovative Art in unsere Arbeit integriert.

Ich hoffe, immer mit dem Blick darauf, dass etwas davon unseren Kunden, Klienten und Patienten weiterhilft und Nutzen stiftet.

Wie auch immer, auch dieses Jahr waren es fast 150 000 Menschen, die wir begleiten durften, die bei uns Arbeit fanden oder die in die Arbeitswelt zurückfanden.

Wenn ich in zwei, drei Stichworten sagen müsste, was dabei die Arbeit in unseren Schulungen, Beratungen und Rehabilitationen prägte, sind es wohl drei gesellschaftliche Herausforderungen:

  1. die zunehmend vielfältigeren und oftmals psychischen Belastungen unserer TeilnehmerInnen,
  2. die rasante Teuerung, die vor allem unsere einkommensschwachen KundInnen besonders hart trifft und
  3. die Fragen von Zuwanderung, Integration und letztlich auch das Erlernen der Sprache.

Alles Fragen, die Euch als TrainerInnen, BeraterInnen, KollegInnen besonders herausfordern. Die aber gleichzeitig zeigen, wie wichtig, wie zentral unsere Arbeit im Land ist, um an der Seite jener zu sein, die es weniger leicht im Leben haben, um Begleitung anzubieten, um Chancen auf ein gutes Leben zu ermöglichen.

Allen, die dazu beitragen, von den Backoffices und zentralen Diensten bis zu den KollegInnen in den Schulungsräumen und Werkstätten: Gratulation zu diesem Jahr und Danke für euer Engagement!

Diese Weihnachtsfeier ist aber auch für mich eine besondere, sie ist meine letzte als Mitarbeiter der BBRZ Gruppe. Ohne allzu lang zu werden, erlaubt mir bitte ein paar Worte.

Ich habe letzten Sommer entschieden, mit Auslaufen meiner Bestellung als Geschäftsführer nicht mehr für eine weitere Periode zur Verfügung zu stehen, und mich mit Johann Kalliauer auf ein einvernehmliches Ausscheiden zum Jahresende verständigt.

So kann ich auf über 30 Berufsjahre in der BBRZ Gruppe zurückblicken und durfte 20 Jahre lang als Geschäftsführer mit vielen von euch unsere Dienstleistungen gestalten.

Ein Rückblick darauf kann nur unvollständig sein, aber einiges ist uns doch gelungen:

  • die Weiterentwicklung der geschützten Arbeit zu (auch) begleiteter Arbeitskräfteüberlassung,
  • unsere vielfältigen Betriebe, wie etwa die Gastrokette Fabers, welche nicht mehr wegzudenken sind,
  • die Etablierung ambulanter psychischer Reha sowie die Ausdifferenzierung beruflicher Rehabilitationsangebote und
  • in Oberösterreich sind wir heute dr bei weitem wichtigste Anbieter von Leistungen rund um die Integration Zugewanderter und die größte Ausbildungseinrichtung für Pflegeberufe, in zurzeit über 30 Klassen.

Gemeinsam ist dem allen,

  • dass wir unser Angebot immer stärker individualisierten – und darum geht es, und nicht um vordergründiges Digitalisieren,
  • dass wir oftmals vorausdachten, was es benötigt und so eine Reihe von Innovationen voranbringen konnten,
  • dass wir trotz – gefühlt immer knapperen Budgets unserer Auftraggeber – unsere wirtschaftliche Basis sichern und gut ausbauen konnten und
  • dass wir dabei zumeist neoliberalen und betriebswirtschaftlichen Kurzsichtigkeiten widerstanden und im Blick behielten, dass wir keine Unternehmensgruppe, sondern eine von gemeinnützigen, dem Gemeinwohl verpflichtete Organisation sind, gerade auch im Sinne unserer Gründer ÖGB und AK.

Vor ein paar Wochen war ich mit den BFI-Führungskräften auf Klausur in Mondsee. Nach der Veranstaltung sprach mich eine Mitarbeiterin des Hotels an, ob wir vom BFI seien. Sie erzählte dann, dass sie nach schwerer Krankheit ihren früheren Beruf nicht ausüben konnte und dann nach langer Verzweiflung im BFI die Ordinations-Assistenz-Ausbildung absolvierte, danach aber nicht bei einer Ärztin arbeitete, sondern mit dem Gelernten im Hotel anfing. Sie sei unendlich dankbar für die Ausbildung im BFI, das hätte „ihr das Leben gerettet“. Ich finde diese Geschichte bringt auf den Punkt, warum es sich lohnt, hier zu arbeiten.

Das ersuche ich euch zu bewahren, gemeinsam mit der Idee, für wen es uns gibt – nicht für die „beautiful people“, sondern für die, bei denen das Leben manchmal holpert.

Mein Beitrag zu all dem war naturgemäß ein überschaubarer. Ich habe mich als jemand verstanden, der versuchte, Rahmenbedingungen für euch zu gestalten und vor allem das Außen, die Entwicklungen in der Politik und bei unseren Auftraggebern in die Organisation zu tragen und zu übersetzen.

Dort, wo das gemeinsam mit euch gelungen ist, bin ich dankbar und auch ein bisschen stolz auf das gemeinsam Erreichte.

Dort, wo ich diesen Ansprüchen oder einzelnen KollegInnen nicht gerecht werden konnte, ersuche ich um Nachsicht.

Alles in allem: Danke, dass ich hier mit euch arbeiten durfte!

Für die, die neugierig sind: Ich werde ab Februar selbständig tätig sein – Projekte sowie soziale Dienstleistungen in und mit meinem Netzwerk gestalten und vorübergehend Managementaufgaben übernehmen

Also, macht es gut, passt auf euch auf und schaut auf das, was wir gemeinsam entwickeln durften!

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