Meine Großmutter Ida Wurnig (verheiratete Jungwirth) kam am Lorenzenhof in Unterleibnig, St. Johann im Walde, zur Welt und wuchs am Votzhof in Ainet auf. Köchin lernte sie 1925/26 im Hotel Traube in der nahen Stadt Lienz.

Dort begann ich meine Spurensuche im ehemals besten Haus am Platze, das schon bessere Zeiten gesehen haben muss.

Ich weiß von Wurnigs, die ab 1592 in Alkus über dem Ort Ainet auf 1200 m Seehöhe Bauern waren. Also, hinauf die steile Straße zur Kapelle von Unteralkus.

Gleich daneben das „Haus Wurnig“, heute von Zugezogenen belebt und charmant saniert, die es von einer mit meiner Großmutter entfernt Verwandten kauften. Wohl einer der Plätze, woher unsere Familie stammt.

Einer der dortigen Wurnigs, Vincenz (*1710), war mit Maria Possenig aus Patriasdorf verheiratet – heute ein Stadtteil von Lienz, damals ein Dorf zugehörig zur Pfarre St. Michael. Auch da wollte ich nachschauen, woher meine Ururururururoma kam.

Meine Vorfahren zog es ins Tal. Um 1780 übernahm Gregor das „Reimergut“, auch „Lorenzengütl“ oder „Lorenzen Hof“ genannt, in St. Johann im Walde. Georg (*1782) war der erste Wurnig, der nicht am Berg zur Welt kam. Hier wurde dann, Genrationen später, 1903 meine Oma Ida geboren.

Das Geburtshaus an der Adresse Unterleibnig Nr. 2 besuchte ich mit ihr in den 1970er Jahren, heute ist es abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der Kellerabgang von damals ist erhalten.

Auch die Dachglocke gibt es noch im Original (sie ziert das Nachbarhaus) – eine Familienberühmtheit, da Großmutter oftmals erzählte, wie damit zum Mittagessen gerufen wurde.

Als ich die benachbarte ehemalige Volksschule, in der Idas ältere Geschwister lernten, fotografierte, kam ich mit einer Dame ins Gespräch, die anscheinend wie ich selbst historisch dilettiert.

Sie hat – warum auch immer – ein Bild (siehe unten, Fotocredit: Gomig Lois) mit meiner fünfjährigen Großmutter auf ihrem Handy und machte mich mit einer WhatsApp-Nachricht glücklich. Das Bild zeigt Idas Familie vor dem „Votzhof“, Ainet Nr. 14, den ihre Eltern am 23. Mai 1908 erwarben (und 1909 bezogen), nachdem sie das größere „Reimergut“ in der Verwandtschaft, vermutlich wegen Überschuldung, verkauften. Da wuchs Ida als junge Frau auf und zog von hier in die Welt, letztlich nach Oberösterreich.

Idas Vater vererbte den Hof an Idas Bruder Josef und dieser an seine Tochter Alberta, die mit Franz Saiger heute noch dort lebt. Deren Tochter baute das Haus um.

Bei meinem Besuch stellte mir „Tante Alberta“ eine Schachtel mit Urkunden zur Verfügung, die meinen Stammbaum wieder etwas mehr komplettieren.

Obwohl die Wurnigs seit 250 Jahren im Iseltal leben, verliebten sie sich auch immer wieder in Frauen vom Berg.

Meine Urgroßmutter Franziska Müller heiratet am 17. Oktober 1898, fünf Jahre vor der Geburt Idas, nach St. Johann im Walde. Sie stammte aus Grafendorf in Gaimberg. Ihr elterlicher Ploierhof ist heute eine – bei meiner Expedition leider geschlossene – Jausenstation mit herrlichem Blick auf Lienz und fast alle Plätze der Wurnigs, die über ein halbes Jahrtausend in einem Radius von weniger als 10 km lebten und hoffentlich oft auch glücklich waren.

 

Kommentare für “Bei meinen OstirolerInnen – zehn Kilometer in 500 Jahren

  • Christiane Würthner :

    Ab 1976 verbrachte ich einige Zeit im Sommer am Ploinerhof, als dort noch Familie Bergmann wohnte. Eine wunderschöne und unvergessliche Zeit.

  • Sehr geehrter Herr Jungwirth,
    in Ihrer Recherche haben Sie auch ein altes Foto: 2 weißegetünchte Bauernhöfe rechts einer eingezäunten Straße mit zwei Elektromasten und links ein Wirtschaftsgebäude. Würde Sie gerne fragen, wo diese Höfe liegen (St. Johann / Walde ?) und wer dieses Foto gemacht hat. Steht auf der Rückseite eventuell der Fotograf Unterrainer in Lienz od. W. Matrei ?
    Ich wäre Ihnen für eine Antwort aus fotohistorischen Gründen sehr dankbar.
    Mit sehr freundlichen Grüßen
    Dr. Martin Bitschnau,
    Innsbruck, Erzherzog Eugenstr. 17, 6020

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