Mit dem Zug nach Dürnbach (Ternberg). Vom Bahnhof spaziere ich auf der Dürnbachstraße nach Norden durch die Ortschaft. Nach etwa fünf Minuten steht die Barbara-Kapelle. Hier quere ich die Straße und gleich danach den Dürnbach, der in Dürrezeiten austrocknet.

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Am Gebüschrand geht es hinunter zur Enns und diese flussaufwärts bis zum Wasserfall in der Fallerbucht, wo der Schädelbach über die Geländekante in ein Becken stürzt und in die Enns weiterfließt.

Neben dem Wasserfall den Steig aufwärts geht es zum Fallerhaus oder Fallergut. Zugegeben, man hätte vom Bahnhof auf der Straße auch nach Süden und querfeldein zur Adresse Wiesenweg 3-4 gehen können, das wäre einfacher, aber eben weniger spannend gewesen. Am Fallerhaus staune ich über die Sgraffitofassade auf zwei Seiten des Hauses. Das macht neugierig. Was hat es mit diesem halb eingefallenen Gebäude auf sich?

Zuerst ein Blick in das „Franziszeische Kataster“ – im Jahr 1817 hat Kaiser Franz I. von Österreich das Grundsteuerpatent erlassen und alle Grundstücke exakt erfasst. Das Fallergut findet sich hier.

Aber was bedeutet „Faller“? In der Namensforschung wird davon ausgegangen, dass es jemanden beschreibt, der in der Nähe eines Wasserfalls lebt. Statt vom „Johannes beim Wasserfall“ sprach man vom „Faller Johannes“. Das passt irgendwie – 1588 steht in den Urkunden zum Fallerhaus von einem „Niclas am Wasserfall in Ternperger Pfarr“. Und im Ortsnamenlexikon von 1940 von K. Schiffmann findet sich Folgendes dazu:

Also,  der Platz heißt Ebenboden. Die Bezeichnung kommt von „Emeritus, Emeritii“ – harmonisiert als „Ebene“, „Ebne“ (Ebnat = Emeriti + Donatio = Schenkung). Anscheinend eine Gegend, mit der nach geleisteter Dienstzeit Legionäre abgefunden wurden.

Damit werde ich auch fündig in der Ternberger Hauschronik von H. Begsteiger (2000). Das Fallerhaus wird erstmals urkundlich im Jahr 1544 als „Wittib am Wasserfall“ erwähnt und war unter der Herrschaft Losensteins. Nach deren Aussterben wurde es 1699 an den Maurer Egidy Rauchegger und dessen Gattin Maria verkauft, sodann über Generationen vererbt. 1788 firmierte es unter „Falergütl Ebenboden 19“ und im Josephinischen Lagebuch aus 1787 wird die Gegend rund um das Fallerhaus wie folgt beschrieben:

Im Heimatbüchlein von Ternberg von Richard Neudorfer (1931) lese ich, dass – 150 Jahre später – das Haus Rosa und Karl Schönleitner gehörte – Hausname: Faller. Die Nachfahren besitzen das denkmalgeschützte Objekt noch heute.

Passend zu den heutigen Pandemiezeiten existiert auch eine Sage, die bei diesem und anderen Häuser in Ebenboden „spielte“: Der Mann mit dem Sack

Kommentare für “Denkwürdiges #2 – Niclas am Wasserfall in Ternperger Pfarr

  • Helmut Naderhinr :

    Danke für die geschichtlichen Infos. Hoch interessant und selbst für mich als Hobbyhistoriker war mir nicht bekannt, dass unsere Vorfahren. die Familie Rauchegger den Hof gekauft haben. Wo findet man solche Informationen?
    MfG
    Helmut

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