Von mir zu Hause führt ein Lieblingsspaziergang in den Saaßer Forst. Dort bergan trifft man beim Lamberg’schen Forsthaus und dem Gasthaus „Kaiser in der Saaß“ auf die Straße nach Aschach an der Steyr. Zuletzt dort unterwegs erzählten wir uns die Geschichte vom Kaiser, der hier jagte und speiste und angeblich auch nächtigte – so sei der Wirt dann zu seinem Namen gekommen.

Aber was hat es damit wirklich auf sich?

Am 25. September 1732 kam Kaiser Karl VI., Vater der legendären Maria Theresia, nach Steyr, nahm in der Stadt Dank für die Hilfe nach dem Stadtbrand 1727 entgegen und fuhr mit seinem Hof zum Fürstlich Lamber’gschen Jagdschloss in der Saaß, erlegte 80 Hirsche, speiste und zog weiter zur Nächtigung im Kloster Garsten. Dessen Abt errichtete eine Schiffsbrücke über die Enns, sodass Karl VI. am nächsten Morgen bequem zum Damberg jagen reiten konnten.

An diesen hochherrschaftlichen Jagdbesuch erinnerte beim „Kaiser in der Saaß“ eine Statute samt Gedenktafel. Diese wurde im 1932 ausgebessert, anlässlich einer 200 Jahre Gedenkfeier an die Kaiserjagd.

Diese Stele scheint einigen so wichtig gewesen zu sein, dass schon vier Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs, trotz anderer Sorgen im Land, der Landesbeauftragte für Naturschutz – noch mit Briefpapier des Gaus Oberdonau – auf eine Renovierung drängte und der Bezirkshauptmann den Gasthausbesitzer deswegen einbestellte.

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Mittlerweile wurde die Statue abgebaut, den Verbleib oder Verkauf konnte ich nicht eindeutig klären. Am Haus selbst fand ich noch eine andere Erinnerungstafel.

Nicht zu verwechseln damit ist ein weiteres Aschacher Kaiserdenkmal – jenes für Franz Josef I. Es wurde bei einer Linde zum 60. Regierungsjubiläum 1908 errichtet und steht heute vor der Pfarrkirche.

Schließlich erinnern im Gemeindewappen Aschachs zwei Hifthörner wiederum an Kaiser Karls VI Jagd im Saaßer Forst.

Das Gerücht, dass der Name des Wirtes in der Saaß auf die Einkehr des Kaiser 1732 zurückgehe, ist falsch. Schon in alten Urkunden aus 1583 ist das Haus, das unter Herrschaft des Stadtpfarrkirchenamts Steyr stand, als „Khaiser in der Saaß“ benannt, 1648/50 ist Stephann Khayser dort verzeichnet. Die Bedeutung des Namens „Kaiser“ geht  zurück auf das mittelhochdeutsche Wort keiser. So geschrieben findet sich der Name auch in der Landkarte zu Beginn des 19. Jahrhunderts.

Der Name wurde einer Person gegeben, die nach außen hin und gegenüber ihren Mitmenschen eine stolze oder sogar prahlerische Art an den Tag legte.

Das Gasthaus wurde über die Jahre von verschieden Familien betrieben, zwischenzeitlich zugesperrt und wieder eröffnet. Aber mit dem Haus verbinden sich auch andere als kaiserliche Geschichten.

1867 wurde wieder einmal neueröffnet, mit einem Wald- und Wiesenfest samt Musikzug vom Steyrer Stadtplatz.

Im selben Jahr plante das Steyrer Fremdenverkehrs Committee die Errichtung einer Aussichtswarte neben dem Gasthof, die aber nie realisiert wurde. Der Ausblick, selbst wie hier an einem verhangenen Wintertag, wäre es wert gewesen.

Lange Zeit, so wird berichtet, sammelten die Besitzer im Hof Statuen und jedenfalls noch bis um 1900 war die Außenfassade mit Bildern biblischen und profanen Inhalts bedeckt.

In einer Postkarte aus 1913 sieht man schon die neugemalte Außenseite, die Bilder scheinen überdeckt.

In dieser Zeit, 1911, berichteten Zeitungen über einen möglichen Verkauf des Kaisers in der Saaß an einen tschechischen Gutsbesitzer und beklagten die „Die Vertschechung Oberösterreichs“. Der Deal ging nie über die Bühne. Die damaligen Besitzer Ehrenhuber blieben über Jahrzehnte die Wirtsleute.

Wenn man heute die Fassade betrachtet, schimmern an manchen Stellen wieder diese Malereien durch.

Heute bewirtet im „Kaiser in der Saaß“ Karoline Patotschka, die mir bei meinem Besuch noch weitere „alte Fotos“ versprochen hat.


Quellen: Pritz F. X. Geschichte und Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr. 1837. – Arthofer L. Geschichte von Garsten. 1928. – Begsteiger H. Garstner Haus-Chronik. 1986. – OÖ Landesarchiv (Danke an N. Kriechbaum) – www.steyr.dahoam.net

 

Kommentare für “Denkwürdiges #7 – die Kaiser von Aschach an der Steyr

  • Danke für den schönen Beitrag. In der etymologischen Zusammenschau denke ich, dass Sass/Soss auf jeden Fall ein Ansitz besserer Art sein muss- ein Freieigen, ein Rittersitz oder so. Die dort lebenden sind die Sassen. Der Kaiser ist der tatsächliche Herr (Kaiser ist ein wirklich altes Lehnwort- vorbairisch) und die restlichen Häuser sein „Gesind“: ein Hof-mann und zwei Jäger/Försterhäuser. Immerhin ein Teich und südlich unterhalb noch irgendein Inhaus (vermutlich). Die durchgehende Straße Aschach- Steyr bzw Aschach- Garsten hatte offenbar Zollrechte (Zollhub westlich Aschach).

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